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Katholische Religionspädagogik

 

Die Religionspädagogik ist eine der Teildisziplinen der Theologie, die zu den praktisch-theologischen Fächern gezählt wird, zu denen auch die Pastoraltheologie, die Moraltheologie, das Kirchenrecht und fakultätsabhängig auch die Liturgiewissenschaft gehören. Wissenschaftstheoretisch gesehen, steht die Religionspädagogik im Schnittfeld zweier Bezugswissenschaften, nämlich der Theologie und der Humanwissenschaften. Das prägt ihre Methodologie, die sowohl hermeneutischer als auch empirischer Art ist.  
Die Religionspädagogik versteht sich als Theorie der Praxis religiöser Bildung. Sie beschreibt, analysiert und reflektiert religiöse Bildungsprozesse mit Blick auf sechs Lernorte des Glaubens:

  • die kirchliche Gemeinde und die ihr zugeordnete Katechese
  • den Religionsunterricht und vor allem die ihm zugeordneten Religionsdidaktik (s.u)
  • die christliche Familie als „Keimzelle“ religiöser Erziehung
  • die (kirchliche) Erwachsenenbildung
  • die grundlegende religiöse Bildung im Kindergarten
  • die kirchliche Jugendarbeit (in der religionspädagogischen Reflexion weithin vernachlässigt)

Obgleich das Nachdenken darüber, wie Menschen sich in die Glaubenspraxis einüben und wie sie sich Glaubensinhalte aneignen können, eine in der jüdischen und christlichen Tradition Jahrtausend alte Tradition hat, ist der Begriff der Religionspädagogik vergleichsweise neu. Als akademische Disziplinbezeichnung wird der Begriff in der katholischen Theologie zum ersten Mal 1913 von Joseph Göttler (1874–1935) aufgegriffen. Als Disziplinbezeichnung ist der Begriff allerdings bereits 1889 im Werk des protestantischen Theologen Max Reischle (1858–1905) dokumentiert.
Drei Dimensionen religionspädagogischen Arbeitens können unterschieden werden. Zum einen ist der Religionspädagogik eine normative Dimension eigen, insofern sie der Frage nachgeht, welche Ziel-Bilder geglückten Mensch- und Christseins theologisch und humanwissenschaftlich verantwortbar sind. Zum zweiten gehört zur Religionspädagogik auch eine empirische Dimension, da beispielsweise empirische Befunde aus (religions-)soziologischer, (religions-)psychologischer Perspektive untersucht oder Grundlagen religiöser Sozialisation erhoben werden. Der Theorie-Praxis-Zirkel der Religionspädagogik spiegelt sich vor allem in der dritten, der handlungsorientierten Dimension wider. Das, was normativ und empirisch erarbeitet worden ist, wird auf konkrete Handlungsfelder hin für die Praxis religiöser Lehr- und Lernprozesse aufbereitet. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, Handlungsanweisungen für die Praxis zu erarbeiten, sondern vielmehr die Praxis religiöser Bildungsräume kritisch zu reflektieren und so die Praxis offen und lebendig zu halten. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise anthropologische Fragen nach der grundsätzlichen Bildsamkeit des Menschen in Sachen Religion zu erörtern.


Die Religionsdidaktik ist ein Teilbereich religionspädagogisch wissenschaftlichen Arbeitens. Im Sinne der Fachdidaktik spielt sie vor allem für den Religionsunterricht eine wichtige Rolle. Die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) einhergehende sogenannte anthropologische Wende in der Theologie der Katholischen Kirche hat wichtige Grundlagen dafür gelegt, dass in der Religionsdidaktik einige Prinzipien bis heute leitend sind. Zu nennen ist hier an erster Stelle das Prinzip der Korrelation, bei dem es, den offenbarungstheologischen Arbeiten Edward Schillebeeckx (1914–2009) folgend, um eine kritische Korrelation (Interrelation) von Glaubensüberlieferung (Tradition) hier und Gegenwartserfahrung (subjektive Glaubenserfahrung) dort geht. Damit eng verbunden ist das Prinzip der Subjektorientierung zu nennen. Lernende werden als Subjekte religiöser Bildungsprozesse ernst genommen, so dass Lehr- und Lernprozesse ihren Verstehensvoraussetzungen entsprechend angebahnt und vertieft werden können. Vor allem den Arbeiten evangelischer Religionspädagogen ist das Prinzip der Elementarisierung zu verdanken, das Karl Ernst Nipkow (1928–2014) und Friedrich Schweitzer (geb. 1954) als Modell zur Planung und Durchführung von Religionsunterricht erarbeitet haben.