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Deutschdidaktik

 

Die Deutschdidaktik ist die „Wissenschaft vom Deutschunterricht“ (Ulrich 2014, IX). Sie beschäftigt sich mit Fragen sprachlich-literarischen Lernens sowie sprachlich, literarischer und kultureller Bildung in Lehr-Lern-Institutionen. Ihre Zielsetzung ist gleichermaßen auf eine „praxisorientierte Theorie an den Hochschulen wie eine theoriegeleitete Praxis an den Schulen“ gerichtet (Ulrich 2014, X). Dabei geht eine moderne Konzeption von einem differenziellen didaktischen Ansatz aus, d.h. „Differenz wird nicht als Abweichung, sondern als Grundbedingung sprachlichen und sozialen Lernens“ (Oomen-Welke 2004, 3) verstanden. Die Deutschdidaktik besteht aus zwei (je nach Konzeption auch drei) Teildisziplinen: der Sprachdidaktik sowie der Literatur- und Mediendidaktik. Eine solche Trennung ist wissenschaftsgeschichtlich insbesondere durch die je unterschiedlichen Bezugsdisziplinen (ihren Erkenntnisinteressen, theoretischen Bezügen und methodischen Entscheiden) begründet, für einen „sich als Einheit begreifenden Deutschunterricht“ (Budde et al. 2012, 11) ist sie kaum möglich und auch nur bedingt sinnvoll.

Eine denkbare, wenn auch vereinfachte Strukturierung ergibt sich ausgehend von den Kompetenzbereichen des Faches, die sich als Matrix innerhalb der Dichotomien geschrieben – gesprochen sowie produktiv – rezeptiv verorten ließen:

  • Schreiben: richtig schreiben und Texte schreiben

  • Lesen: mit (literarischen) Texten und Medien umgehen

  • Sprechen und Zuhören: mündliche Kommunikation

  • Sprachgebrauch reflektieren.

 

Teildisziplinen, Bezugsdisziplinen und Forschungsfelder

Die Sprachdidaktik beschäftigt sich mit Lehr- und Lernprozessen sprachlichen Handelns. Sie nutzt methodische Zugänge der Pädagogik/Bildungswissenschaften, der Soziologie und der Psychologie. Ihre zentrale Bezugsdisziplin ist dennoch die germanistische Sprachwissenschaft (Müller 2013). Die Sprachdidaktik nimmt Ergebnisse linguistischer Forschung auf, prüft diese aber für den besonderen Lernkontext des schulischen Sprachunterrichts. Sprachdidaktische Forschungsfelder beziehen sich beispielsweise auf die Beschreibung und Analyse von Lernaufgaben sowie die Entwicklung von Testaufgaben (vgl. Becker-Mrotzek 2014), die Ableitung von Entwicklungsmodellen (vgl. beispielsweise fürs Schreiben Baurmann/Pohl 2009), die Beobachtung und Beschreibung der Unterrichtsgestaltung (und der Benennung sprachförderlicher Unterrichtskonzepte), der Analyse von Lehrwerken. Die methodischen Zugangsweisen sind breit, neben eher qualitativen Zugängen und Einzelfallstudien (Beobachtung, Befragung Textanalysen, Gesprächsanalysen), sind Sprachdidaktiker auch an quantitativen Untersuchungen beteiligt (Zentrale Lernstandserhebungen, VERA, Testentwicklung, Entwicklungsstudien, Interventionsstudien).   

 Die Literatur- und Mediendidaktik beschäftigt sich mit Lehr- und Lernprozessen literarischen und medialen Handelns. Sie steht in engem Bezug zur (germanistischen) Literaturwissenschaft. Ziel ist die Beherrschung von Kategorien, Methoden und Theorien zur Erschließung literarischer Texte und Medien einschließlich ihrer unterschiedlichen Gattungen (Epik, Lyrik, Drama und Film) und deren Transfer in (schulische) Lehr- Lernprozesse. Dies beinhaltet die Anleitung zur angemessenen Anschlusskommunikation, insbes. auch der Kinder- und Jugendliteratur. Vermittelt werden Kenntnisse über Theorien und Konzepte des Literaturunterrichts (auch in historischer Perspektive) sowie der jüngeren Fachgeschichte der Literaturdidaktik. Zentrale Forschungsbereiche sind Fragen des Erwerbs und der Entwicklung literarischer Rezeptions- und Produktionskompetenz, Untersuchungen zur (historischen) Entwicklung von Bildungskonzepten, insbesondere unter kulturökologischer Perspektive (Grimm/Wanning 2015) sowie die Modellierung interkulturellen Lernens mit Literatur (Dawidowski/Wrobel 2006). Dies schließt den kompetenten Umgang mit (neuen) Medien und deren Integration in schulische Lern- und Lehrprozesse ein.

 

 

Literatur

Baurmann, Jürgen/ Pohl, Thorsten (2009): Schreiben – Texte verfassen. In: Bremerich-Vos, Albert et al. (Hrsg.): Bildungsstandards für die Grundschule – Deutsch konkret. Berlin: Cornelsen, 75-103. 

Becker-Mrotzek, Michael (2014): Bildungsstandards und Schreibaufgaben. In: Feilke, Helmuth/ Pohl, Thorsten (Hrsg.): Schriftlicher Sprachgebrauch – Texte verfassen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag: 481-500. 

Budde, Monika/ Riegler, Susanne/ Wiprächtiger-Geppert, Maja (2011): Sprachdidaktik. Oldenbourg Akademieverlag.

Dawidowski, Christian/ Wrobel, Dieter (2006) (Hrsg.): Interkultureller Literaturunterricht. Konzepte – Modelle – Perspektiven. Baltmannsweiler: Schneider Verlag.

Grimm, Sieglinde/ Wanning, Berbeli (2015) (Hrsg.): Kulturökologie und Literaturdidaktik, Göttingen: V & R unipress.  

Oomen-Welke, Ingelore (2004): Stellungnahme des Vereins Symposion Deutschdidaktik e.V. zu den Bildungsstandards der KMK im Fach Deutsch für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4) April 2004  (http://symposion-deutschdidaktik.de/fileadmin/dateien/downloads/beitraege/statements/03%20SDD-BildStandGS04-05.pdf). 

Müller, Christoph (2013): Sprachdidaktik. In: Müller, Claudia/ Rothstein, Björn (Hrsg.): Kernbegriffe der Sprachdidaktik Deutsch. Baltmannsweiler: Schneider Verlag, 388-393.   

Ulrich, Winfried (2014): Vorwort zur Reihe Deutschunterricht in Theorie und Praxis. In: Feilke, Helmuth/ Pohl, Thorsten (Hrsg.): Schriftlicher Sprachgebrauch – Texte verfassen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag. 

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